Thomas Monson erzählt manchmal von einem Mann, der 1951 zu ihm nach Hause kam, als er Bischof war. Ein Bischof ist wie Pastor oder Geistlicher, nur dass er nicht bezahlt wird. Er dient ein paar Jahre in seiner „freien“ Zeit, während er gleichzeitig seine Kinder großzieht und einem Beruf nachgeht. Der Mann sagte, sein Bruder werde mit seiner Familie von Deutschland nach Utah kommen. Dieser Mann war selbst in den schwierigen Tagen des Holocost, in denen es oft gefährlich war, ein Mormone zu sein, ein standhafter Kirchenführer gewesen. Sie würden innerhalb der Grenzen der Gemeinde von Bischof Monson wohnen. Die Mormonen besuchen eine Gemeinde nach ihrem Wohnsitz, so wie Kinder eine zugewiesene Schule je nach Wohnsitz der Eltern besuchen.
Er bat Bischof Monson mit ihm zu kommen und sich die Wohnung anzusehen, die er für seinen Bruder gemietet hatte. Bischof Monson war entsetzt als er die Wohnung sah. Die Farbe blätterte von den Wänden. In anderen Zimmern war die Tapete stark verschmutzt. Die Küchenschränke waren leer. Im Bodenbelag klaffte ein riesiges Loch, und das Zimmer war nur von einer einzigen 40-Watt-Birne erleuchtet. Der Mann versicherte Bischof Monson, das sei viel besser als was sie in Deutschland hatten, aber Bischof Monson ließ sich davon nicht beeindrucken. Die Familie sollte zwei Tage vor Weihnachten ankommen, und er war der Meinung, sie verdienten ein besseres Zuhause als dieses.
In dieser Nacht konnte Bischof Monson schlecht schlafen, und er kam müde und besorgt in einer Kirchensitzung. Als jemand in der Versammlung sich erkundigte, was los sei, erzählte er den Anwesenden von der Familie und der Wohnung. Die Sitzungsteilnehmer taten das, was Mormonen am besten können – sie machten sich daran, einen Plan auszuführen. Mormonen arbeiten gerne mit Notfällen.
Ein Mitglied sorgte dafür, dass einige Männer in der Wohnung neue Stromleitungen zogen. Ein anderer fand neue Wasserleitungen, um die defekten zu ersetzen. Ein weiterer Bruder organisierte es, dass Teppichboden gespendet wurde, und dass einige Männer diesen verlegten. Ein anderer Mann bot sich an, Farbe zu spenden und Männer zu besorgen, die das Apartment neu streichen würden. Die Frauen boten sich an, die Küchenschränke zu füllen. Fast alle in dieser Gemeinde machten sich daran, um diese kleine schmutzige Wohnung schön und einladend zu machen. Als die Familie ankam, brachte man sie zu der Wohnung, wo die Gemeindemitglieder auch schon warteten.
Wenn die schmutzige und dunkle Wohnung schon mehr war als sie in Deutschland gehabt hatten, dann stelle man sich vor, wie sie sich fühlten, als sie eine helle und schöne Wohnung betraten, in der sie auch noch gutes Essen und eine gute Einrichtung vorfanden. Sie waren überwältigt, als ihnen klar wurde, dass dies nun alles ihnen gehörte.
Als die Gemeindemitglieder wieder nach Hause gingen, fragte ein Teenager Bischof Monson, wieso sie sich in diesem Augenblick besser fühlte als je zuvor.
Bischof Monson antwortete mit einer Stelle aus der Bibel:
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matth. 25:40).